Visionär, urban, nachhaltig – mit diesen drei Schlagworten wurde der Siemens Campus Erlangen kurz nach Projektstart in unserem Kundenmagazin „mbquadrat“ (Ausgabe Winter 2018) beschrieben. Einige Monate später, nach dem Abschluss der Restarbeiten sowie dem Bezug der Bürogebäude von Modul 1, lässt sich feststellen: Im Süden Erlangens wurde der Anfang für einen Ort der Innovation gemacht. Der neue lebendige Stadtteil soll weltweit Maßstäbe setzen und mit seinem attraktiven Arbeitsumfeld zur Zukunftsfähigkeit von Siemens beitragen.
Das erste Modul hat die Firmengruppe in einer Hauptbauzeit von Mai 2017 bis Februar 2020 realisiert. Darin enthalten sind acht neue Bürogebäude inklusive Kantine sowie drei Parkhäuser im Parkhaussystem Bögl. Insgesamt finden darin nun rund 7.000 Mitarbeiter, 2.600 PKWs und 1.300 Fahrräder Platz. Während der Bauphase waren bis zu 600 Bauarbeiter an der Umsetzung des Projekts beteiligt sowie zwischenzeitlich über zehn Krane im Einsatz. Letztendlich wurden knapp 10.000 Tonnen Stahl und gut 56.000 m³ Beton verbaut – dies entspricht dem Gewicht des Eifelturms beziehungsweise dem Volumen von 22 olympischen Schwimmbecken.
Neben den acht Bürogebäuden umfasst der Campus auch drei Parkhäuser im Parkhaussystem Bögl (Stahlverbundbauweise). An den insgesamt sechs Treppenhäusern wurde jeweils eine Industrieglasfassade angebracht. Diese schützt nicht nur vor schlechtem Wetter, sondern ist auch optisch ein Highlight.
Foto: Firmgenruppe Max Bögl
Im Einklang mit der Umwelt – und zugleich effizient
Nachhaltigkeit prägte vom ersten Tag an die Planungen für den Siemens Campus. Sämtliche Neubauten wurden mit moderner Gebäude- und Energietechnik ausgestattet und dank eines CO2-neutralen Fernkälte- und Fernwärme-Konzepts zum Vorbild für Effizienz und Nachhaltigkeit.
Ferner sind einzelne Bauteile der Gebäude intelligent und passen sich den Gegebenheiten mit Hilfe von Sensoren an. Ein einfaches Beispiel sind die Jalousien der Büros, welche sich je nach Wind- und Licht- Situation selbst einstellen.
Die unmittelbare Nähe zur S-Bahn-Station „Paul-Gossen-Straße“ lädt zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ein – auch in Kombination mit dem Fahrrad. Des Weiteren sind die Außenanlagen des Campus von viel Grün geprägt und schaffen eine Wohlfühlatmosphäre. Falls die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Auto anreisen, können diese die E-Ladestationen der Systemparkhäuser nutzen. Jener Nachhaltigkeitsfokus des Bauprojekts wurde entsprechend mit dem internationalen LEED-Gold-Standard zertifiziert.
Zwischen den Bürogebäuden ist der Campus von viel Grün geprägt. Sitzgelegenheiten unter den Bäumen laden zum Verweilen ein.
Foto: Firmgenruppe Max Bögl
Mehr Transparenz – BIM bis ins kleinste Detail
Das Großprojekt im mittelfränkischen Erlangen setzt zudem Maßstäbe rund um das Thema BIM (Building Information Modeling). Alle Gebäude des ersten Moduls wurden demnach vollständig modellbasiert geplant. Die Modelle weisen einen derart hohen Informationsgehalt auf, dass diese nach Baufertigstellung für ein digitales Facility Management genutzt werden können. Entsprechend sind in den Modellen neben der Ausführungsplanung auch Produkte wie z. B. Lüftungsgeräte mit ihren Leistungsangaben enthalten.
Durch diese vollständige 3D-Modellierung ergaben sich bereits in der Planungsphase Vorteile für alle Projektbeteiligten. So konnten u. a. Kollisionskontrollen unter den verschiedenen Gewerken der technischen Gebäudeausrüstung durchgeführt werden. Hierfür wurden im Modell die Wartungsbereiche der verschiedenen Anlagen modelliert. Beispielsweise wurde so frühzeitig erkannt, dass der Platz neben einer Lüftungsanlage auf dem Dach zum Filterwechsel nicht ausreicht, weil andere Lüftungskanäle im Weg waren. Der benötigte Platz für jenen Filterwechsel einer derartigen Anlage ist im Übrigen ungefähr genauso groß wie die Anlage selbst.
Änderungen in der Ausführungsphase wurden ebenfalls im Modell ergänzt. So entstand ein As-built-Modell. Folglich können die Facility Manager im späteren Betrieb genau erkennen, wo welche Leitungen im Gebäude verlaufen, welche Komponenten verbaut sind und wie diese gewartet werden – alles mit einem Blick ins Modell.
Mit Hilfe von BIM konnten mögliche Kollisionen bei der Wartung einzelner Anlagen bereits in der Planungsphase erkannt und entsprechend vermieden werden.
Foto: Firmgenruppe Max Bögl
“Eine BIM-Umsetzung dieser Größenordnung stellte für alle Beteiligte eine echte Herausforderung dar. Nur durch die gute Zusammenarbeit zwischen Bauherr, Planer und Baufirma konnten die BIM-Arbeitsweisen entwickelt werden. Insbesondere durch den realitätsnahen Detaillierungsgrad mit den FM-relevanten Daten wurde ein echtes BIM-Pilotprojekt realisiert“,
so Lorenz Semmlinger, BIM-Koordinator im Hochbau bei Max Bögl.
Die beteiligten Kolleginnen und Kollegen denken gerne an das Großprojekt zurück. So auch der zuständige Großprojektleiter der Firmengruppe Max Bögl, Michael Draxl:
„An einem Campus dieser Größenordnung mitzuwirken ist schon etwas Besonderes. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bei unserem Auftraggeber, unseren Partnern – explizit auch bei der Firma Mauss Bau – und natürlich vor allem bei meinen Kolleginnen und Kollegen bedanken. Jeder Einzelne hat tagtäglich mit viel Engagement zum Erfolg des Projekts beigetragen.“
Die am Projekt beteiligten Kolleginnen und Kollegen auf der obersten Ebene in einem der drei Parkhäuser.
Foto: Firmgenruppe Max Bögl