Der Pilotrohrvortrieb ist ein Verfahren im Tiefbau, bei dem zunächst ein Pilotrohrstrang bodenverdrängend oder -entnehmend gesteuert vorgetrieben wird. Die Vermessung erfolgt mit einem Theodolit, der eine elektronische Kamera verwendet. Richtungsänderungen werden durch die Steuerfläche an der Pilotspitze unter Zuhilfenahme der Reaktionskraft des Baugrundes vorgenommen. Anschließend werden Mantel- oder Produktrohre gleichen oder größeren Außendurchmessers bei gleichzeitigem Herauspressen oder -ziehen der Pilotrohre verlegt. Dieses Verfahren ermöglicht präzise Leitungstunnelbauten.
Vorteile der Pilotrohr-Vortriebe:
- Präzise Installation: Pilotrohrbohrungen erlauben die punktgenaue Platzierung von Rohren und Leitungen.
- Wenig Oberflächenstörung: Die Methode ist besonders geeignet für städtische Gebiete mit begrenztem Platz.
- Wirtschaftliches Verfahren: Mit dem Rohrvortrieb vergleichbare Präzision, durch die effiziente Gerätetechnik jedoch meist preisgünstiger.
Anwendungskriterien:
- Bezeichnung gem. Regelwerk DWA A 125: Pilotrohrvortrieb Punkt 6.1.3.2
- Durchmesser: 150 - 600 m mit Kanal-Vortriebsrohr, 100 – 900 m mit Stahlschutzrohr
- Bohrlänge: 75 m mit Kanal-Vortriebsrohr, 95 m mit Stahlschutzrohr
- Einbaubare Rohrmaterialien: Kanalvortriebsroh: Steinzeug, Stahlbeton, Polymerbeton, PP, GFK, Stahlschutzrohr: Stahl, Steinzeug, Stahlbeton, Beton, Polymerbeton, Guss, PVC, PE-HD-GFK, Wärmeverbundrohre
- Genauigkeit: 0,1% der Bohrlänge
- Anwendbar in Bodenklassen nach DIN 18319: In verdrängbaren Lockergesteinen der Klassen LNE1 bis LNE2, LNW1 bis LNW2 sowie LBM1 bis LBM3 nach DIN 18319 mit Schlagzahlen bis etwa N10 (DPH) = 30. Vereinzelt im Baugrund eingelagerte Steine mit Korngrößen bis zu 80 mm können während der Aufweitbohrung entweder verdrängt oder abgefördert werden.
- Einsatzgebiete: Kanalvortriebsrohr: Zielgenaue grabenlose Verlegung von Freispiegelkanälen Stahlschutzrohr: Zielgenaue grabenlose Verlegung von Stahlschutzrohren für Kanäle, Abwasserdruckleitungen, Wasserleitungen, Gasleitungen, Wärmeleitungen, Kabelleerrohre und Drainagen
- Einsatzorte: Querung von Flüssen, Straßen, Autobahnen, Gleisanlagen, Gebäuden, Plätzen und Biotopen. Längsverlegung in Engstellen, bei großen Verlegetiefen und vielen Fremdleitungen sowie selbstverständlich für Hausanschlüsse