Entwürfe von Bögl Gierer Architekten aus München
Ausarbeitung und Umsetzung der Stahlunterkonstruktionen erfolgten, nach Entwürfen von Bögl Gierer Architekten aus München, durch den Max Bögl Stahl- und Anlagenbau. Die Glasdachkonstruktion überspannt eine Fläche von ca. 3.100 m². Sie besteht aus drei gleichen Pultdächern, die um einen fünfeckförmigen Betonkern angeordnet sind. Die Scheibenfelder der Dachkonstruktion liegen liniengelagert auf einer Stahlhohlprofilkonstruktion auf. Die Ausführung des Glasdaches stellte architektonisch und ingenieurtechnisch hohe Anforderungen an alle Planungsbeteiligten. Im Folgenden sind einige Parameter zusammengefasst, die bei der Planung zu berücksichtigen waren.
Komplexe Planungsdetails
Um das Erscheinungsbild der Tragkonstruktion zu strukturieren, ohne Einbußen in der Leichtigkeit der Stahlunterkonstruktion hinnehmen zu müssen, wurden die Rahmenriegel als unterspannte Fischbauchträger ausgeführt. Verformungen der Tragkonstruktion durch Lasten und Temperaturveränderungen mussten im Hinblick auf die Verträglichkeit mit den Glasscheiben und der Verfugung abgestimmt werden. Bauteilstärken und Scheibenabmessungen waren so lange zu variieren, bis die entsprechenden Verträglichkeiten nachgewiesen werden konnten. Das bauphysikalische Verhalten in der Shoppingmall unter der großen Glasfläche wurde durch Klimasimulationsberechnungen ermittelt. Die Verwendung speziell beschichteter Glasscheiben gewährleistet ein behagliches Raumklima im Gebäude auch bei intensiver Sonneneinstrahlung. Unterstützt wird die Klimatisierung durch elektrisch zu öffnende Doppelklappen in der Dachfläche, die eine natürliche Belüftung unterhalb der Glasebene ermöglichen. Die Tragelemente der Glaseindeckung wurden als schlanke unterspannte Fischbauchträger ausgebildet, deren Höhe sich dem Beanspruchungsverlauf anpasst. Zudem wurden sorgfältige Stabilitätsuntersuchungen durchgeführt, um sicher nachzuweisen, dass die filigranen Profile unter Belastung nicht kippen. Das Glasdach ist zu Reinigungszwecken begehbar. Dies erfordert entsprechend dimensionierte Glasscheiben und Sicherungseinrichtungen für das Reinigungspersonal. Um Werbeinstallationen unterhalb des Glasdaches anbringen zu können und zugleich die Reinigung der Glasflächen von innen zu ermöglichen, wurde eine Befahranlage in die Stahlkonstruktion integriert.
Entwurf und Bemessung der Stahlkonstruktion
In der Vorplanungsphase wurden verschiedene Tragwerksvarianten entworfen und vordimensioniert. Es wurde mit Profilquerschnitten, Ab- und Unterspannungen "gespielt", die Realisierbarkeit aller funktionalen Aspekte überprüft und das Erscheinungsbild mit dem Architekten abgestimmt. Hieraus entwickelten sich die endgültigen Tragstrukturen, bestehend aus Hauptrahmen mit unterspannten Rahmenriegeln und Längspfetten in Rechteckhohlprofil-Bauweise. Die Ausführungsplanung für den Stahlbau erfolgte komplett in Tekla Structures. Hierzu wurden 2D-Pläne erstellt sowie NC-Daten für die angebundene werkseigene Stahlfertigung abgeleitet. Insgesamt wurden 160 Tonnen Stahl verbaut, die in weiteren Modellen von unterschiedlichen Planern zu koordinieren waren.
Fertigung der Stahlkonstruktion
Um den hohen Toleranzanforderungen der Glaskonstruktion gerecht zu werden, wurden die Stahlrahmen in speziell geplanten und gefertigten Schablonen zusammengebaut. Bereits in der Fertigung wurden die Aufsatzschienen zur späteren Befestigung der Glasscheiben angeschweißt. Nach der Endbeschichtung der Stahlbauteile standen diese noch am Werksgelände der mit der Glasbaumontage beauftragten Firma zum Einziehen der Dichtsysteme zur Verfügung.
Montage des Daches
Im November 2014 konnte dann mit dem Bau des Daches begonnen werden. Dazu wurden die in der Stahlbauproduktion im Werk Sengenthal zu Großkomponenten zusammengestellten Rahmenelemente nachts mittels Sondertransport zur nahegelegenen Baustelle geliefert und mit dem Hochbaukran in die endgültige Position gehoben. Nach Montage der Stahlkonstruktion wurde ein Sicherungsnetz unter die Stahlkonstruktion gespannt, sodass im Anschluss direkt mit dem Einbau der Glasscheiben begonnen werden konnte. Die Herstellung, Montage und Ausrichtung der Stahlkonstruktion wurde mit großer Sorgfalt durchgeführt. Örtliche Anpassarbeiten der Glasauflager waren somit nicht erforderlich, die Ebenheit der Scheiben und der Gesamtflächen war stets gewährleistet. Aufgrund widriger Witterungsbedingungen konnte die Verfugung jedoch erst im Frühjahr 2015 fertiggestellt werden. Mit dem neuen Stadtquartier "NeuerMarkt" entstand die mit knapp einem Kilometer Länge größte zusammenhängende Einkaufsmeile der südlichen Oberpfalz. Ergänzt wird der Besuchermagnet aus Einzelhandel und Gastronomie durch ein modernes Multiplex-Kino, ein 4-Sterne-Hotel sowie Büro-, Praxis- und Dienstleistungsflächen inklusive einer Tiefgarage mit 550 Parkplätzen. Investor und Eigentümer des 100-Millionen-Euro-Projektes ist die Firmengruppe Max Bögl.